Erfolgreiche Eröffnung des KULTURBUNKER Bonn

Früher Schutzraum und improvisierter Wohnraum, ab sofort Kulturraum: Ein Bonner Bunker bietet Studierenden (erneut) außergewöhnliche Chancen. Über 250 Personen entdeckten am "Tag der offenen Tür" die faszinierende Geschichte dieses besonderen Ortes sowie die Kunstwerke im und am Bunker.

Der Dr. Hans Riegel-Stiftung ist es gelungen, einen ganz besonderen Ort in Bonn für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und in eine sinnvolle Nutzung zu bringen:

Der Hochbunker in Bonn-Poppelsdorf, der nach dem 2. Weltkrieg als Studentenwohnheim diente, bietet ab sofort Ausstellungs- und Vermittlungsfläche für Studierende u. a. der Bildenden Kunst und Kunstgeschichte. Wo Vergangenheit auf Zukunft trifft, soll ein lebendiger Ort für generationsübergreifenden Diskurs und Dialog entstehen…

Christian George nannte den Poppelsdorfer Hochbunker ein „kulturhistorisch[es] Kuriosum“ in seinen Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte aus dem Jahr 2010. Das trifft es im Sinne der lateinischen Wortherkunft „cūriōsus“ sehr gut, denn wissbegierig mussten die Studenten, die zwischen 1946 und ca. 1952 im Bunker wohnten und lernten, auf jeden Fall sein. Nach heutigen Maßstäben waren die Wohnverhältnisse im Poppelsdorfer Hochbunker katastrophal: Die Studenten waren in winzigen, spärlich eingerichteten Ein- oder Zweibettzellen ohne Fenster untergebracht, in denen die Luft trotz automatischer Lüftung dauerhaft stickig blieb. Es gab nur einen Waschraum für alle Bewohner. Schmale Treppen und Gänge wurden lediglich von trüben Lampen erhellt. Aufgrund der allgegenwärtigen Enge nutzten Studenten, wie der Mediziner Heribert Pauly, die Bunkerwände für studienbezogene Notizen und Zeichnungen.

Dennoch war das Studentenwohnheim aufgrund der kriegsbedingten Wohnungsknappheit, der günstigen Miete und des bemerkenswerten Zusammenhalts unter den Bewohnern sehr beliebt. Zahlreiche Mediziner, Juristen, etc. schafften im und Dank dem Kuriosum „Studentenbunker“ einen erfolgreichen Abschluss.

Ab sofort knüpft ein Projekt der Dr. Hans Riegel-Stiftung an die studentische Nutzung des Bunkers vergangener Zeiten an: Studierende der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft (Alfter) stellen ihre Gemälde aus, die sie in Anlehnung an historische Kunstwerke zeitgenössisch interpretierten. Studierende des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn übernehmen die Vermittlungsarbeit und leiten Besucher*innen durch die Ausstellung. Die Gemälde werden an Baustahlmatten präsentiert, die tausendfach in der Substanz des Bunkers verbaut sind.

Der Dokumentationsfilmzum Projekt schlägt eine Brücke zwischen zwei Epochen außergewöhnlicher Raumnutzung und gibt emotionale Einblicke u. a. durch Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.

Alexander Kukla, Initiator des Projektes bei der Dr. Hans Riegel-Stiftung: Es ist beeindruckend, im Inneren des Bunkers Wandzeichnungen von Inhalten zu finden, mit denen sich die damaligen Studenten auseinandergesetzt haben. So etwas hat Tradition bis an den Anfang unserer Menschheitsgeschichte. Uns ermöglichten diese Fundstücke einen besonderen Brückenschlag zu unserem Projekt WALLS OF VISION, bei dem Urban Artists historische Kunstwerke zeitgenössisch auf großen Hausfassaden interpretieren. In diesem Rahmen geben wir auch Studierenden sukzessive die Chance, ihre im KULTURBUNKER ausgestellten Gemälde auf Fassaden im öffentlichen Raum zu bringen. Gecoacht werden sie dabei von erfahrenen Persönlichkeiten der Urban Art-Szene. Damit schließt sich der Kreis zur Kernaufgabe unserer gemeinnützigen Stiftung – der Nachwuchsförderung.

Tatsächlich sind schon drei großflächige Fassadenkunstwerke auf diese Weise entstanden:

Lukas Zimmermann (Student) und Case Maclaim (Mentor) interpretierten Carl Spitzweg in Swisttal 

Shaleen Faussner (Studentin) und Innerfields (Mentoren) interpretierten Henri Rousseau in Bonn 

Marie Hesse (Studentin) und APHENOAH (Mentoren) interpretierten August Macke in Bonn 

Die Originale der Studierenden befinden sich in der aktuellen Ausstellung im KULTURBUNKER Bonn. Ein Ort der zur Erinnerungskultur ebenso einlädt wie zur Diskussion über derzeitige Themen und Formen der aktuellen Kunstszene bis hin zu Ausblicken auf zukünftige Weiterentwicklungen von Gesellschaft und Kultur.

Der KULTURBUNKER Bonn - ein lebendiger Raum der Auseinandersetzung, zugänglich für alle.