MINT TANK-Stories: Sophie Hartmann über künstliche Leuchtkäfer und ihre Zukunft mit MINT

Sophie Hartmann hat an der LMU München einen Dr. Hans Riegel-Fachpreis in Biologie gewonnen. Das Thema ihrer Facharbeit war "Der Traum vom künstlichen Leuchtkäfer - Biolumineszenz als Vorbild zu energiearmen Lichtgewinnung". Wir haben genauer nachgefragt...

 

 

Womit hast du dich in deiner Facharbeit auseinandergesetzt?

Meine Facharbeit befasst sich mit dem Phänomen der Biolumineszenz -also der Fähigkeit von Lebewesen zu leuchten- und mit der Idee die Prinzipien dieser energiearmen Lichtgewinnung in die moderne Technik zu übertragen. Es wird einerseits auf die Biolumineszenz in der Natur, andererseits auf Grenzen und Chancen ihrer Anwendung im Alltag der Menschen eingegangen.

Wie Bist du auf dieses Thema gekommen? 

Ich habe einmal eine Dokumentation über Biolumineszenz gesehen, die sich zwar nicht mit bionischen Aspekten, aber mit diesem einzigartigen Phänomen in der Natur befasst hat. Nachdem für meine Facharbeit aber das Leitthema Bionik vorgegeben war, habe ich angefangen mir Gedanken zu machen, inwiefern der Mensch profitieren könnte, indem er dieses erstaunlich leistungsstarke Leuchten von Tieren nachahmt und in der Technik des Alltags einsetzt.

Wie bist du auf die Dr. Hans Riegel-Fachpreise aufmerksam geworden?

Allen Schüler meiner Schule, die in den MINT-Fächern eine gut benotete Seminararbeit geschrieben haben, wurden Informationsflyer zum Dr. Hans Riegel-Fachpreis mitgegeben. So konnte ich mir über das Internet und die Website weitere Informationen zum Wettbewerb einholen.

Was bedeutet die Auszeichnung für dich?

Es ist eine Bestätigung für mich selbst. Dafür, dass die nächtlichen Stunden vor dem Computer gut investiert waren. Dafür, dass ich nicht nur mich, sondern auch andere von meinem Thema begeistern konnte. Vor allem aber dafür, dass ich wissenschaftlich korrekt arbeiten kann. Das ist in der Schule meist noch nicht sehr wichtig, an der Uni gewinnt diese positive Erfahrung aber an enormer Bedeutung.

Was würdest du Schülerinnen und Schülern raten, die ihre Arbeit bei den Dr. Hans Riegel-Fachpreisen einreichen möchten?

Versucht es auf alle Fälle! Niemand geht beim Einsenden seiner Arbeit fest davon aus, dass er tatsächlich gewinnt. Und trotzdem gibt es immer für jemanden eine positive Überraschung.

Was machst du heute und wie bist du dorthin gekommen?

Ich studiere "Kommunikations- und Kulturwissenschaften" an der Freien Universität Bozen in Italien. Es handelt sich um einen dreisprachigen Studiengang auf Deutsch, Italienisch und Englisch. Besonders interessiert hat mich hier der kulturelle Austausch, der zwischen den vielen Studenten aus den unterschiedlichsten Nationen tagtäglich stattfindet.

Zuerst dachte ich, mit der Entscheidung für diesen Studiengang würde ich mich automatisch gegen die MINT-Fächer entscheiden müssen. Mittlerweile weiß ich das besser. Selbst in meinem, auf den ersten Blick "MINT-freien" Studiengang werden in Fächern wie "Anthropologie", "Statistik" oder "Kommunikationspsychologie" immer wieder biologische und mathematische Aspekte aufgegriffen und vertieft.

Warum der Bereich MINT? Welche persönlichen Interessen und Chancen siehst du darin/Was spricht deiner Meinung nach für eine Tätigkeit in MINT-Bereich?

Der MINT-Bereich ist ein sehr aktiver Bereich. Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften verbindet dieser Forschungsdrang, eine Art Streben nach Neuem, Unbekannten. Ich denke nicht, dass man pauschal sagen kann, dass der MINT-Bereich für alle geeignet ist. Abenteuerlustige Personen finden aber in diesem Bereich mit Sicherheit Berufe, die nicht nur eine gute Zukunftsperspektive aufweisen, sondern auch noch persönlich erfüllend sind.

In welchem Feld möchtest Du zukünftig tätig sein?

Mein Ziel ist es meinen Studiengang "Kommunikations- und Kulturwissenschaften" mit biologischen Aspekten zu verknüpfen. Zwei Gebiete interessieren mich hier besonders. Auf der einen Seite der Journalismus, der sich mit Biologie beschäftigt (beispielsweise das Schreiben von wissenschaftlichen Artikeln), auf der anderen Seite die Arbeit in einem naturwissenschaftlich orientierten Museum.

Welche Tipps würdest du Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg geben?

Gebt nicht auf ;) Mir haben die vielen unterschiedlichen Berufsmöglichkeiten am Anfang wirklich Angst gemacht. Ich bin mir auch immer noch nicht sicher wohin mich mein Weg letztendlich führen wird aber ich habe ein Gebiet gefunden, das mich interessiert und in dem ich Talent habe. Das ist vielleicht noch nicht das Ziel aber es ist ein guter Anfang auf dem Weg zu dem Traumberuf.

Mit welchen Vorurteilen rund um MINT würdest du gerne aufräumen?

Erstaunlicherweise hält sich das Gerücht "MINT-Fächer" seien nur etwas für Jungs immer noch. Das ist Unsinn. Interesse oder Talente auf diesem Gebiet kann jeder haben, ob Einstein oder Marie Curie, das hängt nicht vom Geschlecht ab....

Braucht man deiner Ansicht nach auch für MINT Kreativität?

Natürlich, es ist nur eine andere Art der Kreativität, als dies bei Gebieten wie Kunst oder Musik der Fall ist. Anstelle von Pinseln oder Noten wird hier eben mit Formeln und Prinzipien gearbeitet. Trotzdem kann in allen Fällen am Ende etwas völlig Neues und Einzigartiges entstehen, mit dem keiner gerechnet hat.

Hast du Beispiele aus deinem Umfeld und Tätigkeitsbereich für Dinge, die es ohne MINT im ganz alltäglichen Leben nicht geben würde?

Mein Zimmer im Studentenwohnheim wäre ohne MINT auf jeden Fall ziemlich leer. Die spärlichen Reste im Kühlschrank, Spezi und Joghurt, würden fehlen, die habe ich ja zumindest zum Teil der Lebensmittelchemie zu verdanken. Alle Textmarker auf dem Schreibtisch stecken voller Chemie, mein Laptop und mein Handy sind Beispiele für angewandte Mathematik und Physik, die DVDs wären verschwunden und die Deckenleuchte auch. Ohne MINT würde ich mit einer Kerze über Papierbögen für die Uni lernen...

Was macht dir am meisten Freude an deiner Tätigkeit?

Im Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen jeden Tag etwas Neues dazu lernen zu können...