Fluthilfe für starke Kinder: Schnelle und pragmatische Hilfe - in Zusammenarbeit mit spezialisierten Organisationen und Partnern

Nach den Flutereignissen im Juli 2021 war und ist es uns nach wie vor ein großes Anliegen, gezielt kurz-, mittel- und langfristige Mittel und Förderangebote für die Kinder und das Personal vom Hochwasser betroffene Einrichtungen bereitzustellen.

Die Kita-Soforthilfe

Spiel- oder Lernmaterialien, pädagogisches Personal zur Entlastung des Kita-Personals oder Zuschüsse zur Wiederinstandsetzung von zerstörten Außengeländen - die Dr. Hans Riegel-Stiftung hilft bei der Aufnahme des Regelbetriebs und hat mit einer Soforthilfe für Kitas bis dato rund 25 Einrichtungen aus den Kreisen Euskirchen, Rhein-Sieg-Kreis und der Stadt Eschweiler unterstützt. Die Spende umfasst dabei drei Säulen. 

Spiel- und Lernmaterial

Gemeinsam mit dem Bonner Kinderbuchladen "Der kleine Laden e.V." wurde eine Bücherkiste im Wert von 600 € für jeder Einrichtung zusammengestellt. Dieses besteht aus Standardlwerken sowie aktueller Literatur für die Kinder und das Kita-Team. 

Zusätzlich gab es für die Einrichtungen einen Gutschein von Rhinozeros im Wert von 1.110 € zur eigenen Anschaffung von Spiel- und Lernmaterial, sowie eine große Materiallieferung im Wert von 1.000 € von Wiemann zum Basteln, entdecken und bewegen (Bausteine, Rutschtiere, Leuchttisch etc.).

Pädagogisches Personal

Externe Fachkräfte, wie beispielweise Waldpädagog*innen, sollen das teilweise selbst betroffene Kita-Personal unterstützen und Abwechslung in den Kita-Alltag bringen. 

Bereits über die Hälfte der Einrichtungen haben die Einsätze bereits abgerufen bzw. genutzt. Ob

  • Kunstpädagog:innen, die mit den Kindern Masken sowie Requisiten gebastelt oder Theaterstücke einstudiert haben,
  • Wald- und Naturpädagog:innen , die bei Walderkundungen mit den Kindern gemeinsam geforscht haben,
  • oder Naturpädagog:innen die sog. „Kräuterdetektive“ ausgebildet haben und dabei mit Kindern Kräuter entdeckt & gesammelt haben, um gemeinsam mit ihnen Tee, Gewürze etc. herzustellen.


Bei diesen Einsätzen steht die Unterstützung des Personals und die Abwechslung im Kita-Alltag im Vordergrund.

 

Unterstützung beim Wiederaufbau des Außengeländes

Für diese Hilfe sind Gelder zurückgelegt, denn nur wenige können auch jetzt ein Jahr danach noch nicht mit dem Außengelände beginnen. Zum Teil sind diese schwer kontaminiert oder es steht nach wie vor noch nicht fest, wo und wann die Einrichtung wiederaufgebaut werden kann.

In Planung sind aber bspw. schon Sonnensegel, Klettergerüste, Hochbeete oder auch Wasser-Matschanlagen, um beispielsweise die Kinder wieder an das Thema „Wasser“ heranzuführen.


"So groß die Not und Unsicherheit auch auf allen Ebenen waren: Die Kita-Teams haben unglaubliches geleistet! Sie haben für die Kinder alles ermöglicht, um sie aufzufangen und den Kita-Alltag so unbeschwert wie möglich zu gestalten. Diese Stärke und der positive Blick in die Zukunft haben mich unheimlich beeindruckt und berührt!"

Annika Zimdars, Projektverantwortliche der "Kita-Soforthilfe" der Dr. Hans Riegel-Stiftung.


Starke Kinder - THEATERWORKSHOPS zur Förderung von Resilienz

Kinder brauchen Sicherheit und Stärke – vor allem in ungewohnten Situationen.

Neben finanziellen Zuwendungen für therapeutische Maßnahmen für Kinder und Jugendliche, haben wir in Zusammenarbeit mit der Alanus Hochschule in Bonn (Evaluation) und der Hochschule Nürtingen-Geislingen (wissenschaftliche Verortung) das Projekt „Starke Kinder“ konzipiert und Kindergärten und Grundschulen in den betroffenen Regionen angeboten. Fokus hierbei lag auf der psychosozialen Gesundheit von Kindern.

An den theatertherapeutischen Workshops haben insgesamt 84 Gruppen  (Ø 6-8 Kinder pro Gruppe) aus Kindergärten und Grundschulen aus den Kreisen Euskirchen, Ahrweiler, Düren, Rhein-Sieg-Kreis und der Städteregion Aachen teilgenommen.

Umgesetzt wurde das Konzept von 12 Therapeut*innen (überwiegend aus der Region), die alle außerordentlich hohen Einsatz gezeigt haben und sich weder von schwierigen Anfahrtswegen, Corona bedingten Krankheitswellen noch improvisierten Arbeitsumgebungen aus ihrer „therapeutischen Ruhe“ haben bringen lassen.

 


„Ich freue mich, Teil des Theatertherapeut:innen Teams für die von der Hans Riegel-Stiftung geförderten Theater Workshops  zu sein. Diese boten die Möglichkeit, mit den beteiligten Kindern und den Erzieher:innen oder Lehrer:innen in einen intensiven Austausch zu kommen. Die theatertherapeutische Arbeit lebt von spielerischen Interaktionen. Hier zeigte sich einerseits die große Spielfreude und Offenheit der Kinder, andererseits ihreResilienzfähigkeit bzw. der Unterstützungsbedarf einzelner Kinder. Aufgrund des besonderen Rahmens und des intensiven Kontaktes, wurde sehr bald sichtbar, welche Themen die Kinder beschäftigten und was sie brauchen, um die Flutkatastrophe, aber auch andere aktuell herausfordernde Ereignisse, wie die Pandemie, einzuordnen und gut zu verarbeiten. Dort machten wir einen Anfang, indem wir Spielräume, Reflexions- und Rückzugsmöglichkeiten anboten. Hier sind weitere Projekte und Unterstützung nötig und wünschenswert.

Berührt hat mich der Austausch mit den Erzieher:innen, die ein sehr großes Engagement in der Arbeit mit den Kindern zeigten und offen sowie interessiert den traumapädagogischen Input aufnahmen. Es zeigte sich, wie sehr individuelle und kollektive Heilungsprozesse an strukturelle Bedingungen geknüpft sind. Mit diesem Projekt leistet die Stiftung einen wichtigen und sinnvollen Beitrag in den Regionen, die noch stark von den Folgen der Flutkatastrophe betroffen sind und weiterhin Zeit und Ressourcen für Verarbeitung und Wiederaufbau benötigen.“

Simone Klees, Theathertherapeutin im Projekt „Starke Kinder“


 

Hintergrundinformationen Konzept Starke Kinder

Starke und (selbst)sichere Kinder wissen um die eigenen Fähigkeiten, sie erkennen knifflige Situationen und reagieren selbstbewusst. Kindern mit gut ausgeprägter seelischer Widerstandsfähigkeit (Resilienz) fällt es leichter, auf Belastungen, Stress oder ungewohnte Umstände zu reagieren. Das ist vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe vom Juli 2021 besonders wichtig.

Bei Entstehung des Projektes war nicht abzusehen, welches Kind welche Eindrücke und Erlebnisse im Nachgang der Flutkatastrophe verarbeiten muss. Viele Kinder haben, geprägt durch familiären Zusammenhalt und ein funktionierendes Netzwerk in Kindertagesstätte und Schule, das Erlebte gemeinsam gut verarbeiten können.

 


„Für uns war klar, dass es für manche Kinder jedoch eine Herausforderung sein wird, die besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Um Kinder dabei zu unterstützen, ihre Stärke und Widerstandsfähigkeit zurückzugewinnen und den Alltag in den entsprechenden Einrichtungen zu entlasten, boten wir Kindergärten und Grundschulen Theaterworkshops an, die vor Ort mit denjenigen Kindern durchgeführt wurden, bei denen das Personal einen besonderen Bedarf feststellt. Wir freuen uns sehr, dass viele Einrichtungen dieses Angebot genutzt haben.“

Dr. Henning Hues, Projektverantwortlicher „Starke Kinder“ der Dr. Hans Riegel-Stiftung.